Vom Autor "Schöpfer eines neuen Werkes": "Schöpfen heisst doch, etwas ins Leben rufen, das vorher nicht vorhanden war, etwas außerhalb jeden Schemas erfinden". Der Schöpfer geht von der tabula rasa aus und lehnt deshalb jede vorher festgelegte Ordnung ab. Wohl oder übel ist der mit einer schöpferischen Tätigkeit beschäftigte Mensch ein Anarchist. Anarchie ist die Lebensweise des Künstlers, so wie die Bewegung die Existenzweise der Materie ist. Der Künstler ist die Dimension des Anarchischen, so wie die Materie die Dimension der Bewegung ist, und umgekehrt. "Es wird ein Mensch oder ein Stein oder ein Baum den vierten Gesang beginnen": Dieser Vers von Lautréamont scheint den schöpferischen Antrieb zu Max Hamlets Verfremdung unserer Welt der Eitelkeiten zu liefern. Seine Gestalten verwandeln sich ohne grosse Mühe in Männer und Frauen mit dem Gesicht von Tieren, Insekten oder Pflanzen. Die Anstrengung, derer es nach Meinung Federico Garcìa Lorcas bedarf, damit "ein Pferd zu einem Hund wird... eine Biene zu einem Pferd", löst sich hier in Nichts auf, insofern als diese Identitätsverschiebungen dem Bedürfnis entspringen, die Widersprüche, die Auflösung und die Gewalttätigkeit der Gesellschaft offenzulegen, und daher sowohl berechtigt als auch notwendig sind. Franco Russoli hatte als erster darauf hingewiesen, dass die ideale Inspiration für Hamlets kritische und
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satirische Experimente in Goyas Caprichos zu suchen sei.
Der Protest gegen die Überflussgesellschaft und ihre perversen Psychologien und Informationsmechanismen ist der Nährboden fur Max Hamlets Bilderwelt. Er bezieht seine Anregungen aus dem uberzüchteten und verwöhnten Jet-Set und der gehobenen Mittelklasse in Mailand, Miami, Barcelona und Los Angeles. Hamlet filtriert und verarbeitet surrealistische Anregungen mit einem besonderen Augenmerk auf den Verfremdungseffekt, der Max Ernst in seinen Collagen der Dreissigerjahre besonders lieb war, auf Magrittes geheimnisvolle Stimmung und auf die Figuren Savinios, wobei auch die Nachrichtenfetzen aus Warhols vergrösserten Siebdrucken und die Stilelemente der Comics nicht unbeachtet bleiben.
Im Gegensatz zu Roy Lichtensteins Neutralität ist es Max Hamlet gelungen, wie Giorgio di Genova richtig feststellt, in seine Comics eine mit Psychologie und Moral geladene Sprache einzubringen. Pierre Restany dagegen bemerkt, wie durch den Gebrauch dieser stilisierten Technik der Botschaft eine grössere Bedeutung zukommt. "Hamlets Malkunst erscheint im Stil einer Massenkommunikation. Hier wird Manierismus als Mittel zur Gesellschaftskritik angewandt, und zwar auf der Grundlage von Melancholie und Wut,
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