Bildhauerkunst.
Die Assoziation der Eier (des archetypischen Symbols der Weltgeburt) an der Brust (im Zusammenhang mit der Urmythe der ernährenden und beschützenden Grossen Mutter) bestatigt diese Verbindung und auch die schon erwähnten zwei Aspekte des Ewigweiblichen. Die Tatsache, dass die schwangere Frau einen Hahnenkopf hat, führt uns zurück sowohl zur Zweigeschlechtigkeit der Gottheir als auch zu ihrer aufklärenden Tätigkeit. Tatsächlich gilt der Hahn allgemein als Symbol der Sonne und indirekt der himmlischen Kenntnis, wahrend die Zweigeschlechtigkeit die wichtigste Eigenschaft der Gottheit ist. Die Mehrzahl der Theogonien stellt sich nämlich eine perfekte Gottheit vor, und die Vollendung setzt ihrerseits eine perfekte Gottheit vor, und die Vollendung setzt ihrerseits eine vollkommene, mit den Eigenschaften beider Geschlechter versehene Persönlichkeit voraus. Während bei der Plastik Die schwangere Frau von der Beziehung zwischen der Himmelskenntnis und der ursprunglichen Zwitterhaftigkeit die Rede ist, erinnert das zarte Wunderwerk Superstar-Schneke (Abb.2) an die enge Beziehung zwischen der Kenntnis der Unterwelt und dem Ewigweiblichen. Eine nackte goldfarbene Jungfrau ist eben mit ent schlossenem Schritt aus ihrer weiten Muschel herausgetreten. Es handelt sich dabei um ein mit einer starken

Franco Passoni

erotischen Valenz beladenes Ursymbol der weiblichen Schöpfungskraft (Venus wird nich zufalling aus einer Muschel geboren) - ihre Form und ihre labyrinthische Tiefe deuten auf das weibliche Geschlechtsorgan hin, Zwei weitere Elemente bestätigen die allegorische Bedeutung dieses Werks. Die Schnecke ist ein Weichtier und wie die Urgottheiten zwittrig, und auch die Hörner auf de, Kopf der Kleinen nackten Figur bezeichnen die Gottinnen der Fruchtbarkeit.
In der biblischen Überlieferung stellen die Hörner den Strahl und den Blitz dar, d.h. das Licht der Kenntnis. Moses z.B., der den Berg hinabgeht, nachdem er die Tafeln des Wissens empfangen hat, wird in der traditionellen Ikonographie oft mit zwei mondsichelförmigen Hornen dargestellt. In den Psalmen, dort wo der Dichter die Weischeit von König David besingt, verspricht Gott: "Ich werde David ein Horn spriessen lassen" (132:17).
Wie alle Ursymbole haben die Hörner eine ambivalente Bedeutung, die uns hier wieder an den Zustand der zwitterhaften Gottheit erinnert. Jung hält fest, dass das Horn durch seine Form und Eindringungskraft sowohl für das männliche aktive Prinzip steht als auch für das passive weibliche, dann nämlich, wenn die Hörner sich paarweise öffnen.
Dark Lady (Abb. 3) stellt eine Frau mit dem Kopf eines Wiedhopfs dar, die in Strumpfen aber mit
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Prof. Jean Clair

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