symbolischen Gleichung stellt der Mund als die "nach oben verschobene" Gebmutter den Ursprung des Atems, des Wortes, des Logos" dar. In der esoterischen Überlieferung ist die Vulva der Mund der Wahrheit, ferner auch eine Verbindung zur verborgenen Kenntnis.
Es ist bestimmt kein Zufall, dass unsere Gestalt das Gesicht eines Wiedehopfs hat. Dieser schöne Vogel, dessen Mannchen sich ausserlich nicht vom Weibchen unterscheidet, trägt ein Federkleid in warmem Fuchsrot. Sein langer, kammartiger Federbusch wird in der islamischen Literatur mit dem Wahrheistskranz verglichen. Im klassischen Werk Mantig-uttair (Das Gesprach der Vögel) begleit der Wiedehopf alle Vögel der Welt auf der Suche nach dem König. Der Wiederhof symbolisiert auch die innere Inspiration.
Ich muss wohl kaum weiter erläutern, was ich schon bei anderer Gelegenheit bekräftigt habe, namlich dass Hamlet meiner Meinung nach nicht bewusst aus der "Schatzkammer der Symbole" (Jung, 1955-56,XIII) schopft. Der Zürcher Essayist bestätigt, dass "man sehr komplizierte Bilder malen kann, ohne die geringste Ahnung von ihrer echten Bedeutung zu haben" (-Jung 1950, 352). Es ist die poetische Intuition, Ürsprung jeder Kenntnis, die Hamlet fuhrt und ihm diese erstaunlichen Koinzidenzen zwischen seinen ikonographischen Themen und den aus dem

Yoshin Ogata

gemeinsamen Bildern entdecken lässt.
Die letze Plastik, die ich erwähnen möchte, gibt Hamlets Verehrung der "wundervollen weiblichen Welt " (Hamlet dixit) wohl am besten wieder. Im Werk Das Bekenntnis (abb. 4) kniet der Bildhauer in verehrender Haltung einer weiblichen Gestalt zu Fussen, die ihr Gewand hochzieht, um ihre vergoldete Scham zu enthüllen.
Enthullen bedeuter hier, das Wesen des Seins offenbaren, aufdechen. Der goldene Schlesier der Isis stellt die offenbarte Welt dar und entspricht dem Peplos, dem Weltschleier in der hermetischen Literatur. Plutarch schreibt: In Sais trägtt die mit Isis identifizierte Statue Athenas folgendes Epigraph: "Ich bin alles das, was gewesen ist, ist und sein wird, und kein Mensch hat je meinen Peplos hochgezogen" (Isis und Osiris, 354 9c). Novalis stellt sich vor, jemandem sei gelungen, in Sais den Schleier der Gottin hochzuheben. "Und was sah er? Er saw-was Wunder - sich selbst" (1798,67).
Diese Jahrhunderte später ausgesprochenen Worte erklären die Ambivalenz der rituellen Nacktheit: Sie ist todlich fur dem Laien, regenerierend fur den Eingeweihten. Sein eigenes Spiegelbild sehen zu können, das, was die innerste Seele des Weiblichen darstellt, bedeutet, sich damit zu identifizieren und den Bruch zwischen den zwei Aspekten der eigenen Persönlichkeit zu heilen. Mit
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Ivan Theimer

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